Der Kirchenbaumeister

Otto Bartning

 

In sanftem Bogen führt die Bartningallee im Hansaviertel von der Altonaer Straße zur Akademie der Künste im Hanseatenweg. Der Architekt Otto Bartning (1883-1959), nach dem sie benannt wurde, hat hier gar nichts gebaut. Aber der Präsident des Bundes der Architekten (seit 1951) wirkte ab 1957 als Vorsitzender des leitenden Ausschusses der Internationalen Bauausstellung Berlin und städtebaulicher Berater West-Berlins.

Otto Bartning studierte an der Technischen Fachhochschule Charlottenburg (TU Berlin) und war seit 1905 als selbständiger Architekt in Berlin tätig. Sein prägender Beitrag für den Berliner Wohnungsbau ist Bestandteil der Ringsiedlung Siemensstadt. Der im Bogen der Goebelstraße langgestreckte Wohnblock entstand in den Jahren 1929-31. Berühmt wurde Bartning als „Kirchenbaumeister". Der Entwurf für die Sternkirche in Essen aus dem Jahr
1922 gründete auf seiner Veröffentlichung „Vom neuen Kirchenbau", in der er seine Überlegungen idealtypisch zusammenfasste.

 

Von den fünf in Berlin errichteten Kirchen Otto Bartnings ist die evangelische Gustav-Adolf-Kirche in Charlottenburg, Fabriciusstraße 31 / Herschelstraße 14/15, ein hervorragendes Beispiel für modernen Kirchenbau. Der nach seinem fächerartigen Grundriss als Fächerkirche bezeichnete Bau setzt sich aus Beton, Klinker und Glas zusammen. Die Gustav-Adolf-Kirche war zum Mittelpunkt des in den zwanziger Jahren entstandenen Wohngebiets südlich vom Bahnhof Jungfernheide bestimmt, sollte ursprünglich auf dem Mierendorffplatz stehen und wurde dann doch etwas an den Rand des Viertels gebaut.

Die Benennung nach Gustav II. Adolf König von Schweden erfolgte im Rahmen der Grundsteinlegung am 6. November 1932. An diesem Tag jährte sich der Todestag des im Dreißigjährigen Krieg gefallenen Königs zum dreihundertsten Mal. Die nach den Beschädigungen während des Zweiten Weltkriegs vereinfachte Wiederherstellung betreute Otto Bartning selbst. Der aus der Spitze des Fächers erwachsende Turm hebt sich bis in 47 Meter Höhe empor. Gemeinde- und Schwesternhaus schließen sich zu Seiten des Turmes an.

Strenger Sachlichkeit ist die Stahlbetonkonstruktion des Baus verbunden. In den Klinkersteinen, die die Außenwände bedecken, und den Buntglasfenstern klingen expressionistische Ausdrucksmittel an.

Viel aktuelle Literatur gibt es nicht über den Architekten Otto Bartning. Zum hundertsten Geburtstag 1983 veröffentlichte Julius Posener eine Monographie Bartnings für die Akademie der Künste. Das Notkirchenprogramm beschrieb Christoph Schneider 1997. Im Jahr 2003 erschien in der Reihe „Bauwelt Fundamente" der Band „Die Städte himmeloffen. Reden und Reflexionen über den Wiederaufbau des Untergegangenen und die Wiederkehr des Neuen Bauens 1948/1949", herausgegeben Ulrich Conrads. Er ist Otto Bartning, Egon Eiermann und Hugo Häring gewidmet.

 

- © gerhild komander 1/08 -

 

„Architektur und Religion" - Ausstellung zum 125. Geburtstag

Die Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e.V. (OBAK) zeigt bis zum 20. Januar 2008 die Ausstellung „Architektur und Religion" über Leben und Werk des Kirchenbaumeisters Otto Bartning. Sie ist im Foyer der Kirchhofsverwaltung auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in Berlin-Schöneberg, Kolonnenstraße 24-25 zu sehen.

 

Öffnungszeiten der Ausstellung:

Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr, Sonnabend / Sonntag von 12 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Bus 104, Haltestelle Naumannstraße oder 10 min. Fußweg vom S-Bahnhof Yorckstraße (Großgörschenstraße).

Die Ausstellung besteht aus Informationstafeln, die von der Evangelischen Kirchengemeinde Gescher (Westfalen)
zusammengestellt wurden, und Tafeln, die neu von der OBAK aus Anlass des 125. Geburtstages Bartnings am 12. April 2008 erarbeitet wurden, um Otto Bartning als eine bedeutende Persönlichkeit der evangelischen Kirche zu würdigen.

 

Weitere Informationen:

Immo Wittig, Büro der Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e.V. (OBAK), Dietzgenstraße 57, 13156 Berlin
Telefon 030 / 400 58 333, http://www.otto-bartning.de/

Yvonne Zimmerer, Ev. Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde, Kirchhofsverwaltung - Öffentlichkeitsarbeit, Kolonnenstraße 22-24, 10829 Berlin
Telefon 030 / 781 18 50, http://www.zwoelf-apostel-berlin.de/

 

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