Johannes Heesch und Ulrike Braun: Orte erinnern. Spuren des NS-Terrors in Berlin. Ein Wegweiser

Ein Führer zu den Stätten des nationalsozialistischen Terrors. Die Auswahl der Orte folgt keinem Konzept, sondern einer ganz persönlichen Auswahl, betont der Herausgeber des Buches, Günter Braun. So ist mit dem Buch in der Hand auch schwerlich ein „Stadtrundgang“ zu machen, denn es ist eben keine topographische Wahl. Johannes Heesch und Ulrike Braun beschreiben die „primären“ Orte der menschenfeindlichen Regierung der Nationalsozialisten, das Kammergericht Berlin in der Schöneberger Elßholtzstraße, das Haus der Wannseekonferenz, die Gedenkstätte Plötzensee. Die „Topographie des Terrors“ gehört auch dazu, vereint sie doch unter ihrem Namen die Orte der Hauptgebäude der nationalsozialistischen Diktatur an der Wilhelmstraße, die mit dem Abriß der Geschichte nach Kriegsende erst durch bürgerliche Initiativen dem Vergessen entrissen wurden.

Der Volksgerichtshof muß fehlen, weil sich an diese Stätte – heute etwa eingenommen vom Sonycenter am Potsdamer Platz – niemand erinnern wollte. Stätten jüdischen Lebens, Synagogen, Wohlfahrtseinrichtungen, das Bayerische Viertel, die Bahnhöfe Grunewald und Putlitzstraße wurden in das Buch aufgenommen. Immer wieder stehen bekannte und wenig bekannte Orte nebeneinander. Einen großen Teil der erinnerten Orte nehmen die Gedenkstätten ein: Das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt in der Rosenthaler Straße, unmittelbar am Hackeschen Markt, ganz in der Nähe das Denkmal zum Frauenprotest in der Rosenstraße von der Berliner Künstlerin Ingeborg Hunziger. Wie letzteres eine Freiraum-Installation ist „The Missing House“ von Christian Boltanski den Bewohnerinnen und Bewohnern eines zerbombten Hauses gewidmet.

Der Gebrauch des Buches im handlichen Format sei den Lehrerinnen und Lehrern empfohlen, die die vielen Berlin besuchenden Schulklassen durch die Bundeshauptstadt führen. In den mittleren und kleinen Städten Deutschlands gab es die Vielfalt jüdischen Lebens nicht, wie sie in Berlin existierte. Deshalb können auch die Lücken durch dessen Vernichtung nicht in der gleichen Weise deutlich werden. Und vielen Begleitern fehlt es an Wissen und Material, um durch die topographische Methode Geschichte erfahrbar zu machen. Lehrenden und alle historisch Interessierten bietet dieser Wegweiser komprimiertes Wissen. Wer mehr erfahren möchte, kann zusätzlich auf die Standardwerke von Ulrich Eckhardt und Andreas Nachama (1996), Stefanie Endlich (1999) und andere zurückgreifen.

Johannes Heesch und Ulrike Braun: Orte erinnern. Spuren des NS-Terrors in Berlin. Ein Wegweiser, hg. von Günter Braun, mit Fotografien von Erik-Jan Ouwerkerk, Berlin: Nicolai 2003. 236 S. Mit 47 Abbildungen, zwei Plänen mit einer Legende und einem Anhang mit Quellen- und Literaturverzeichnis.

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