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Familie und familiäre Beziehungen

Die Heirat des preußischen Kronprinzen mit der bayerischen Königstochter Elisabeth schuf eine enge Bindung zwischen zwei deutschen Fürstengeschlechtern, den Hohenzollern und Wittelsbachern. Darüber hinaus entstand ein politischer Zusammenhalt monarchischer Prägung zwischen Preußen und Bayern, der, zumindest zu Lebzeiten Friedrich Wilhelms, in den politisch unruhigen vierziger und fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit Hilfe der familiären Beziehungen manche Konfrontation verhindern konnte.

Friedrich Wilhelm IV. und Elisabeth pflegten die weitreichenden Verbindungen ihrer Familien sehr. Wie wichtig diese Beziehungen auch für das persönliche Glück sein konnten, zeigt die Heiratsgeschichte des Paares. Warum vermittelte der Herzog von Mecklenburg-Strelitz in der Heiratssache? Er war der Schwager Friedrich Wilhelms III. und der Onkel von Therese, Ludwigs Frau.
Warum griff Amalie von Baden in die festgefahrene Angelegenheit ein? Sie war die Großmutter Elisabeths. Daß die Fürstenhäuser Europas eng miteinander verwandt und verschwägert waren, ist bekannt. Da aber die Genealogie in der Regel nur die männliche Seite betrachtet, ist die enge Verwandtschaft der zu Lebzeiten Elisabeths wichtigen Personen am Berliner Hof und in ihrem weiteren Umkreis noch nie herausgestellt worden.


Die vergessene Königin als familiäres Bindeglied

Eine ganz und gar unscheinbare Person aus dem Hause Hessen-Darmstadt stellt eine dynastische Beziehung her, die alle Familien der einander ebenbürtigen Frauen am brandenburgischen Hof zur Zeit Elisabeths verwandtschaftlich miteinander verbindet:
Friederike Luise von Hessen-Darmstadt Königin von Preußen, Großmutter des Kronprinzen Friedrich Wilhelm.
Friederike Luise war eine von vier Schwestern aus dem Hause Hessen-Darmstadt, deren Vater sowohl der Urgroßvater war von

- Kronprinz Friedrich Wilhelm und seinen Geschwistern
- Elisabeth von Bayern und ihren Schwestern
- Marie und Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach
als auch von
- Marie von Preußen Königin von Bayern.

Der Großvater dieser vier hessischen Schwestern war sowohl der Urgroßvater der Königin Luise als auch König Ludwigs I. von Bayern.

Karoline von Hessen-Darmstadt heiratete nach Hessen-Homburg. Sie wurde die Mutter von Marianne von Preußen und damit Großmutter der Prinzessin Marie.
Amalie von Hessen-Darmstadt heiratete nach Baden. Sie wurde die Mutter von Königin Caroline von Bayern und Großmutter von Elisabeth und ihren Schwestern.
Luise Auguste heiratete nach Sachsen-Weimar-Eisenach. Sie wurde die Mutter von Herzog Karl Friedrich und die Großmutter von Augusta, der späteren Deutschen Kaiserin, und ihrer Schwester und Schwägerin Marie. - Die Mutter der Weimarer Schwestern war die Großfürstin Maria Pawlowna, ihrerseits Schwester der Zaren Alexander I. und Nikolaus I.

In unserer Zeit ist es üblich, die Verwandtschaft bis in die dritte Generation zu verfolgen. Doch wer kennt noch Herkunft und Namen der Urgroßeltern? Nun, für uns spielt das auch keine Rolle. Wer von uns hat schon einen Thron zu vergeben oder zu beanspruchen?
Für Elisabeth und ihre Umgebung war diese Frage durchaus von Bedeutung.

 

Als die Kronprinzessin nach mehrjähriger Ehe weder Kinder geboren hatte, noch sich Anzeichen einer Schwangerschaft gezeigt hatten, mußte sich ihr Schwager Prinz Wilhelm aus dynastischen Gründen von seiner nicht standesgemäßen Jugendliebe Elisa Radziwill trennen.
Er würde möglicherweise die Thronfolge nach seinem Bruder antreten müssen. Und sofort meldete die Zarinmutter Maria Feodorowna (Sophie von Württemberg, verheiratet mit Paul) Ansprüche an für ihre Urenkel aus der Ehe von Marie von Sachsen-Weimar-Eisenach mit dem Prinzen Karl von Preußen.

Denn die Kinder aus einer nicht standesgemäßen Ehe Wilhelms würden nicht erbfolgeberechtigt sein. Vielleicht liegt hier der Grund, weshalb Zar Alexander die Bitte, Elisa zu adoptieren, nicht erfüllte. So heiratete Wilhelm 1829 Augusta, die ebenfalls eine Enkelin der Zarinmutter war.

 

Zar Alexander I., der legendäre Freund Königin Luises, war übrigens mit einer Tante Elisabeths verheiratet: Luise Marie von Baden. Da die Ehe kinderlos blieb, bestieg sein Bruder Nikolaus den Thron. Der knüpfte die jüngste Verbindung zur Hohenzollern-Dynastie, indem er Prinzessin Charlotte von Preußen heiratete.

Sowohl Elisabeth als auch Friedrich Wilhelm besaßen die engste Freundschaft unter ihren Geschwistern. Für Friedrich Wilhelm war es Charlotte im fernen St. Petersburg, für Elisabeth ihre Zwillingsschwester Amalie in Dresden. Die Briefe an Amalie wurden auf Wunsch Elisabeths nach deren Tod verbrannt, so daß uns die wichtigste Quelle zu ihrem Leben fehlt.

 

Eine Art von Wahlverwandtschaft verband Elisabeths Gemahl seit der Heirat mit Johann von Sachsen, den Amalie 1822 geheiratet hatte. Ein intensiver, für beide Persönlichkeiten aufschlußreicher Briefwechsel zwischen Friedrich Wilhelm und Johann, dem Dante-Übersetzer, zeugt davon (Er reitet in Dresden vor der Semper-Oper). Mit ihm brach Friedrich Wilhelm 1828 zu der ersehnten Italienreise auf und verbrachte seinen 33. Geburtstag in Florenz - ohne Elisabeth.

Eine starke Affinität entwickelte sich zwischen Elisabeths Halbbruder Ludwig, seit 1825 König von Bayern, und Friedrich Wilhelm IV. Sie teilten die romantische Stimmung, die altdeutsche Verklärung und die Begeisterung für den Philhellenismus. Gleichwohl kritisierten sie sehr offen die jeweilige Kirchenpolitik ihres Landes.

Friedrich Wilhelm setzte nach den Kirchenkämpfen der dreißiger Jahre als König alles an eine Aussöhnung mit den katholischen Untertanen im Rheinland und in Polen. Ludwig unterstützte ihn dabei. Er vermittelte zwischen dem preußischen König und der römischen Kurie und trug so wesentlich zur Integration der rheinländischen Katholiken in den preußischen Staat bei. Es wäre lohnenswert, die gegenseitige Beeinflussung der beiden Könige in künstlerischer Hinsicht zu betrachten. Denn auch hier herrschte große Übereinstimmung.

Für die Nähe zwischen Ludwig und Friedrich Wilhelm stehen beispielhaft die Beteiligung preußischer Künstler am Projekt der Walhalla und die Förderung Ludwigs für des preußischen Königs Nationaldenkmal: die Vollendung des Kölner Domes. Friedrich Wilhelm nannte Ludwig „den deutschen König in Bayern“.

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