Fundstücke der Berliner Geschichte
Knopf-Fabriken
Schon im vorigen Jahrhundert zeichneten sich mehrere Gürtler durch ihre Lieferungen von glatten und façonnirten Modeknöpfen aus, welche, gleich den ausländischen, geschätzt und gesucht waren, und eine Stahlfabrik, die des Schwerdtfegers Herrn Voigt, welche im Jahre 1755 errichtet wurde, beschäftigte sich unter andern auch mit der Anfertigung von allerhand Stahlknöpfen, die von den Galanthommes* damaliger Zeit zum Theil von ziemlicher Größe auf den Mode-Fracks getragen wurden, und noch in unserer Zeit hin und wieder auf Winterröcken erscheinen.
Damals sind die Metall-Knopf-Fabrik des Herrn Jagdmann an der Jungfernbrücke, in erstem Ruf, und Haffner in der Sieberstraße unterhielt seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts eine ganzmetallene Knopf- und Schnallen-Fabrik; zinnerne und versilberte Zinnknöpfe lieferten Erdmann, Hoffmann und Apel. Im Jahre 1801 waren 30 Metall- und Horn-Knopfmacher in Berlin; zu ihnen kamen 5 Zinn-Knopfmacher.
In Hinsicht der Fabrikation der Seidenknöpfe müssen wir bemerken, daß sie immer mehr ein integrirender Theil des Posamentiergeschäfts* geworden ist; daher hatten sich die bis zum Jahre 1806 422 Personen im Jahre 1830 auf 369 vermindert. In der Gegenwart besitzt Berlin eine größere Fabrik, welche metallene Knöpfe liefert. Sie war früher unter dem Namen „die Maedickische“ bekannt, und ist jetzt auf die Herren Gebr. Anwandter, Jägerstraße Nr. 25, übergegangen. Eine andere ist die des Herrn J. C. Maedicke, Spandauer Straße Nr. 46 und noch andere sind die von Papenguth, Spittelmarkt Nr. 5, Pötsch, Artilleriestraße Nr. 31 und Linienstraße Nr. 154, Stülpnagel, Breite Straße Nr. 8 u. s . w. Die zuerst genannte Knopf-Fabrik beschäftigte im Juli 1834 gegen 100 Personen.
Aus:
Neuestes Conversations-Handbuch für Berlin und Potsdam zum täglichen Gebrauch der Einheimischen und Fremden aller Stände, hrsg. von L. Freiherr von Zedlitz, Berlin 1834
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* Die Galanthommes waren die feinen Herren, die Gentlemen. Sie, die Damen und - je nach Vermögen - alle Menschen brauchten und gebrauchten Posamentierwaren: Besatzartikel wie Borten, Schnüre, Quasten und Fransen, die auf die Kleidung genäht wurden, an Fenster- und Sitzmöbeldekorationen. Auch dieser Begriff stammt aus dem Französischen, von passement = Borte. - Die Artilleriestraße ist die heutige Tucholskystraße in Mitte, Spandauer Vorstadt.
Wer heute eine Knopf-Fabrik sucht, besuche Knopf Paul in der Zossener Straße, Kreuzberg. - gk -
Der Text erschien zuerst im "Berliner Lindenblatt, März 2007.
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