Friedrich III. Markgraf von Brandenburg Friedrich I. König in Preußen

Eine Königskrone für die Hohenzollern

 

Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches

 

11. Juli 1657 Schloss zu Königsberg in Preußen / Kaliningrad - 25. Februar 1713 Berlin

23. August 1679 Heirat mit Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel (1661-1683)

1684 Heirat mit Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg (1668-1705)

1708 Heirat mit Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin (1685-1735)

Grabstätte im Dom zu Berlin

 

1665 lernt Friedrich während eines Besuchs mit den Eltern in Kassel die zweite Tochter seiner Tante Hedwig Sophie Landgräfin von Hessen-Kassel kennen: Elisabeth Henriette.
1667 Tod der Mutter, Kurfürstin Louise Henriette
3. Juni 1676 Verlobung
23. August 1679 Heirat mit Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel (1661-1683) und Einzug in das Schloss zu Köpenick
1680 Geburt der Tochter Louise Sophie
1683 Elisabeth Henriette erkrankt an den Pocken und stirbt.

 

1684 Heirat mit Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg (1668-1705)
1688 Geburt des Sohnes Friedrich Wilhelm (I.)

 

1688 Tod des Großen Kurfürsten.
Friedrich folgt ihm als Friedrich III. auf den Thron.
Wenn auch der Sohn den Luxus mehr liebte als der Vater, vollzog sich der Übergang von der Regierung Friedrich Wilhelms zu der seines Sohnes ohne Bruch, sowohl in der Außenpolitik als auch in Wirtschaft und Kultur.

 

Friedrich III. setzte die Peuplierungpolitik seines Vaters energisch fort.
1689 wurden 7000 reformierte Pfälzer in Brandenburg angesiedelt.
1690 folgten fast 2000 Schweizer nach Lehnin, Potsdam, Lindow und Ruppin. 1692 gründeten in Cottbus zwei Mannheimer Unternehmer eine Tabakfabrik, die 1701 durch Zuwanderung französischer Emigranten beträchtlichen Aufschwung nahm.
1695 nahm in Neustadt an der Dosse im heutigen Ortsteil Spiegelberg Jean Henri de Moor eine der ersten Manufakturen außerhalb Berlins in Betrieb: Eine Spiegelmanufaktur, die nicht nur die Schlösser Friedrichs III. belieferte. 18 französische Meister waren dort mit 120 Arbeiter tätig.

 

1694
Von weitreichender und langanhaltender Wirkung war die Gründung der Universität Halle 1694.
Die religiöse Toleranz Friedrichs bot gerade gelehrten Vertretern des Pietismus, die von dem erstarrenden Luthertum verfolgt und bekämpft wurden, einen neuen Wirkungskreis. Das pietistische Ethos von der „Arbeit als Gottesdienst“ entsprach gleichzeitig den wirtschaftlichen Erwartungen, die der Kurfürst an seine Untertanen stellte.
Als die herausragendsten Persönlichkeiten der neuen Universität gelten Christian Thomasius, August Hermann Francke, Christian Wolff und Philipp Jakob Spener, der schon 1691 Probst an der Nikolaikirche zu Berlin geworden war.

Am 1. Juli 1696 rief Friedrich die Akademie der Künste als eine „Kunstuniversität“ ins Leben. Es war die erste Institution dieser Art in Deutschland. Aufgrund theoretischer Untersuchungen sollte die Kunst systematisch gefördert werden. Die aufgestellten Regeln des Geschmacks sollten dem ganzen Land und dem Hof als Richtlinien dienen.

Ab 1698 Umbau und Neubau des Berliner Schlosses zum königlichen Residenzschloß durch Andreas Schlüter (bis 1706) und Nilsson Eosander von Göthe (1706 bis 1713)

 

Am 11. Juli 1700 wurde auf Initiative des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) und der Kurfürstin die Societät der Wissenschaften gegründet. Berlin war hier die dritte Stadt Europas!
Sophie Charlotte hatte Leibniz, der auch am Hof ihrer Mutter, der Kurfürstin Sophie von Hannover, verkehrte, Unterstützung gewährt, in Berlin Fuß zu fassen. Die Anwesenheit des Philosophen Leibniz, der sich seit 1700 häufiger im Lande aufhielt, und seine Freundschaft mit der Landesherrin wirkten sich wohltuend auf das geistige Leben der Residenzstadt aus.
Die Societät trug dazu bei, daß Berlin sich zu einem Mittelpunkt der Frühaufklärung in Deutschland entwickelte, und war Teil der Residenzausstattung, die die Hauptstadt Brandenburg-Preußens mit denjenigen Europas konkurrenzfähig machen sollte.
Auf Wunsch des Kurfürsten wurde im Stiftungsbrief bestimmt, daß sich die Societät um die Erhaltung der deutschen Sprache „in ihrer anständigen Reinheit“ kümmern sollte.

 

1701
Das für Friedrich III. selbst und für die außenpolitische Wirkung Brandenburgs in der Zukunft entscheidende Ereignis der Regierungszeit dieses Kurfürsten war die Krönung Friedrichs zum König in Preußen.
Am 20.9.1697 beschloss der Frieden von Rijswijk den Pfälzischen Erbfolgekrieg, in dem Frankreich und das Deutsche Reich gegeneinander angetreten waren.
Brandenburg hatte an der Seite des Kaisers erfolgreich gekämpft, aber Friedrich empfand die Behandlung nach dem Friedensschluss als Mißachtung seiner Position als Haupt der evangelischen Staaten und als souveränem Fürsten. Er sah sich in seinem Wunsch nach einer Königskrone gestärkt.

Die Eigenkrönungen Karls XII. von Schweden 1697 und Friedrichs IV. von Dänemark 1699 sowie der Aufstieg Augusts des Starken zum König von Polen, des oranischen Prinzen Wilhelm III. zum König von England und seines Schwagers Georg zum Kurfürsten von Hannover ließen sein Begehren berechtigt erscheinen.
Die zunächst ablehnende Haltung Kaiser Leopolds konnte gegen das Versprechen, mit 8 000 Mann am Spanischen Erbfolgekrieg teilzunehmen und das Haus Habsburg bei der Kaiserwahl zu unterstützen, in eine Zustimmung gewandelt werden.

 

Am 16.11.1700 wurde der Kronkontrakt mit dem Kaiser geschlossen. An der Stellung Kurbrandenburgs im Heiligen Römischen Reich änderte sich formal nichts. Brandenburg aber sank zur Zentralprovinz des sich zur europäischen Großmacht entwickelnden preußischen Staates herab.
Am 18. Januar 1701 setzte sich Kurfürst Friedrich in der Schlosskirche von Königsberg eigenhändig die Krone aufs Haupt. Damit gelang es ihm, die Krönung als reinen Souveränitätsakt zu verdeutlichen.

 

Der Krönung am 18. Januar war einen Tag zuvor die Stiftung des „Ordens vom Schwarzen Adler“ vorangegangen. Damit knüpfte Friedrich an den Ritterorden an. Der Orden war mit dem erblichem Adel verbunden.
Der Orden war an einem orangefarbenen Band zu tragen. Er zeigt auf dem Hintergrund eines silbernen Sterns das Wappenschild des einst dem Ritterorden verliehenen Reichsadlers mit dem blauen Malteserkreuz und die Umschrift „suum cuique“, die aus dem Ordensstaat übernommene Devise Plutarchs, „jedem das Seine zu geben, um damit Gerechtigkeit in der Welt zu wirken“.

Die Krönung hatte letztlich eine starke integrative Kraft für die weitverstreuten brandenburgischen Länder. Brandenburger, Lausitzer, Pommern, Magdeburger und Westfalen wurden zu Preußen. Die Krönung war zweifellos ein der Weltlage und der Mächtegruppierung abgerungener diplomatischer Erfolg und mehr als die Befriedigug persönlicher Eitelkeiten.
Unmittelbar nach 1701 lernten die Bewohner Brandenburgs die Nachteile der Krönung kennen. Vorteile und finanziellen Gewinn von dem Luxus, mit dem sich Friedrich I. umgab, hatten die höfischen Kreise und die Residenzstädte Berlin und Potsdam.
Schon bald nach der Krönung führte Friedrich I. sein Land in eine Finanz- und Staatskrise. Von 4 Millionen Talern Einkünften pro Jahr verbrauchte allein der Hof mehr als die Hälfte. Und dann war da noch der Spanische Erbfolgekrieg - der Preis für die Krone, den es zu bezahlen galt (1701-1713/14). Das Ende dieses Krieges, aus dem die Feldherren Marlborough und Prinz Eugen als siegreiche Helden hervorgingen, erlebte Friedrich I. nicht mehr. Sein Nachfolger strich die magere Beute ein.

 

1705 Tod der Königin Sophie Charlotte
Friedrich I. lässt Lietzenburg ihrem Gedenken zu Ehren in Charlottenburg umbenennen.
1708 Heirat mit Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin (1685-1735)

 

1713 Tod des Königs
Berlin war unter Friedrich I. zum alles überragenden Wirtschaftszentrum Brandenburgs geworden. Von 6,2 Millionen Talern Steuereinnahmen der Kurmark zwischen 1693 und 1712 entfielen 42% auf Berlin.
Für die historische Beurteilung des ersten Königs in Preußen wurde über zwei Jahrhunderte die frühe Kritik seines Enkels zugrunde gelegt: „Er war groß im Kleinen und klein im Großen“. Und gern ignorierte man, daß Friedrich II. sein Urteil später revidierte. Als 1901 auf Initiative Kaiser Wilhelms II. das runde Jubiläum der preußischen Königskrönung erstmals mit großer Pracht gefeiert wurde, feierte man die Krone, nicht aber Friedrich.

 

 

Gerhild H. M. Komander

 

Literatur:

Thomas Fuchs: Dynastische Politik, symbolische Repräsentation und Standeserhöhung. Die preußische Königskrönung 1701, in: Vom Kurfürstentum zum „Königreich der Landstriche“. Brandenburg-Preußen im Zeitalter von Absolutismus und Aufklärung, hg. von Günther Lottes (= Aufklärung und Europa. Schriftenreihe des Forschungszentrums Europäische Aufklärung e.V., Bd. 10), Berlin 2004, S. 15-35.

Sylvaine Hänsel: Die Bildnisse Friedrichs III./I. Überlegungen zu den Staatsporträts des ersten Königs in Preußen, in: Vom Kurfürstentum zum „Königreich der Landstriche“ (s.o.), S. 37-83.

Heinrich Lange: Das Ende des Königsberger Schlosses. Das Krönungsschloß Friedrichs I. und Wilhelms I. nach 1945, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 98, 2002, S. 298-310 und 358.

Preußen 1701. Eine europäische Geschichte, Katalog in zwei Bänden, hg. vom Deutschen Historischen Museum und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Berlin 2001.

Gerhild H. M. Komander: Der Wandel des 'Sehepuncktes'. Die Geschichte Brandenburg-Preußens in der Graphik 1648-1810, Münster / Hamburg 1995.

Helmut Börsch-Supan: Die Kunst in Brandenburg-Preußen, Berlin 1980.

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