Joachim I. Markgraf von Brandenburg

Brandenburg im Zeitalter der Reformation

 

Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches

21. Februar 1484 Cölln (?) - 11. Juli 1535 Cölln

1502 verh. mit Elisabeth von Dänemark (24. Juni 1485 Schloß Nyborg/Fünen - 10. Juni 1555 Cölln (Berlin)

Grabstätte: 1. Klosterkirche Lehnin, 2. Dom zu Berlin; Sarg nicht mehr vorhanden

 

1499 Kurfürst unter Mitregierung seines Bruders Albrecht
1502 Heirat mit Elisabeth von Dänemark
1506 Gründung der Universität zu Frankfurt/Oder nach Plänen des Vaters
1517 Verbot der Schriften und Bibelübersetzungen Martin Luthers
1524 Erwerb der Grafschaft Ruppin
1527 Übertritt der Kurfürstin Elisabeth zum lutherischen Glauben
1528 Flucht der Kurfürstin Elisabeth nach Sachsen
1534 Testamentarische Teilung der Mark unter die Söhne Joachim (II.) und Johann

 

Mit Kurfürst Joachim I., dessen Bildnis Lucas Cranach d. Ä. 1529 malte (Jagdschloß Grunewald) sind wesentlich zwei Ereignisse der brandenburgischen Geschichte verbunden:
Die Gründung der Universität Frankfurt und die Reformation.

 

Joachim I. kam mit 15 Jahren zur Regierung, lehnte die Vormundschaft seines fränkischen Oheims ab und bemühte sich innenpolitisch vornehmlich um die Rechtspflege. Die geplante Errichtung eines Kammergerichts scheiterte am Widerstand der Städte.

In dem Entwurf heißt es:
„Da es auch viel arme Leute gibt, denen ihr Recht zu erhalten oder zu erlangen unmöglich ist, und damit der Arme soviel Recht hat wie der Reiche und sich niemand über Bedrückung beklagen soll, wollen Wir, daß der Prokurator der Behörde aller armen Leute Sachen, die sie in Unserem Kammergericht zu verhandeln haben, mit Fleiß behandeln und rechtlich zu Ende führen soll.“

Mit der Gründung der Universität Frankfurt am 26. April 1506 erfüllte der Kurfürst den Wunsch seines Vaters.
„Eine Werkstätte vertiefter Wissenschaft, vielfältiger Kenntnis, eines täglichen Marktes des Lernens, genannt öffentliche Universität“ sollte entstehen. Die Frankfurter Universität wurde Vermittlerin von Kultur und Wissenschaft zwischen West- und Osteuropa. Der Lehrkörper unterstützte den Kurfürsten tatkräftig in seiner antilutherischen Haltung.

 

Die Hausmachtpolitik Joachims I. gab den Anstoß für die Reformation, die mit den 95 Thesen Martin Luthers ins Rollen kam (31. Oktober 1517). Joachim verhalf seinem Bruder und Mitregenten Albrecht zur Wahl zum Erzbischof von Magdeburg (3. August 1513) und zum Erzbischof von Mainz und damit zum Kanzler des Reiches (9. März 1514). Entgegen der kaiserlichen Bulle von 1356 führte das Haus Hohenzollern nun zwei Kurstimmen!

 

Der Papst erteilte Dispens - der Bau von St. Peter in Rom verschlang Unmengen an Geld. Den Kredit stellten die Fugger bereit. Um ihn abzahlen zu können, ließ Albrecht mit Zustimmung seines Bruders den Dominikanermönch Johann Tetzel durch die Magdeburger Lande und Brandenburg ziehen, um durch Ablaßverkäufe das schuldige Geld einzutreiben. Insbesondere der Ablaßhandel Tetzels animierte Luther zu seiner Anklage der kirchlichen Mißstände, die in die Reformation mündete.
Daran erinnert immer noch der sogenannte Tetzelkasten in der Nikolaikirche zu Jüterbog.

 

Die auch den Zeitgenossen imponierende Machtfülle der Hohenzollern gipfelte in der Berufung des fränkischen Vetters Albrecht zum Hochmeister des deutschen Ordens (13. Februar 1511). Er konvertierte jedoch auf Anraten Luthers und erhielt das Ordensland als weltliches Lehen von König Siegmund von Polen (10. April 1525). Das Bildnis des Hohenzollern malte Hans Henneberger. Eine Kopie davon hängt im Jagdschloß Grunewald.

Kaiser, Reich und Kurfürst Joachim anerkannten Albrechts Herzogtum nicht.

 

Joachim I. verpflichtete seine Söhne Joachim und Johann auf den alten Glauben und schloß mit ihnen und anderen norddeutschen Fürsten in Halle ein Bündnis zu dessen Aufrechterhaltung (21. November 1533). Eine besonders tragische Rolle fiel der Kurfürstin Elisabeth zu, Schwester des dänischen Königs Christian und "eine der begeistertsten Freundinnen" Luthers. Sie trat 1527 zum lutherischen Glauben über und floh vor den Strafandrohungen ihres Mannes nach Sachsen, zu ihrem Onkel Kurfürst Johann, das sie erst zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes wieder verließ.

Joachim I. wird historisch gewürdigt in seinem nicht nachlassenden außenpolitischen Bemühen, Angriffskriege zu vermeiden. Innenpolitisch wahrte er die alte Ordnung und trat als Bauherr nicht hervor. Die kurfürstlichen Residenzen, das Cöllner Schloß und die Tangermünder Burg, waren für seine Bedürfnisse noch ausreichend. Er starb am 11. Juni 1535 nach einem Jagdausflug im Berliner Schloß und wurde in Lehnin beigesetzt.

 

Gerhild H. M. Komander

 

Literatur:
Johannes Schultze: Die Mark Brandenburg, Bd. 3, Berlin 1963.

 

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