Die Macht des Geldes

Friedrich II., die erste Berliner Bank und die Entstehung des Berliner Bankenviertels

Am Anfang war Wasser. An den Ufern der Spree entwickelte sich der Finanzplatz Berlin. Seit der Niederlassung der ersten Kaufleute im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts traf man sich direkt an den Schiffsanlegestellen. Hier tauschten Waren und Geld ihre Besitzer.

 

Am 29. Juni 1685 ordnete Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg als Landesherr an, daß zur Beförderung der „Commercien die Berlinischen Packhäuser zu einer Börse mit dazugehörigen Bequemlichkeiten adaptiret werden sollen." So geschah es.

Spree Richtung Muehlendamm 300Ab 1696 trafen sich Berliner Börsenmitglieder und auswärtige Händler auf dem Mühlendamm, der die Kaufmannssiedlungen Berlin und Cölln seit ihrer Entstehung miteinander verband. Unter den Kolonnaden der Brücke hielt man die „Morgensprachen". 1738 übereignete König Friedrich Wilhelm I. der Berliner Kaufmannschaft die Grotte im Lustgarten – auf der heutigen Museumsinsel – als erste feste Stätte und erließ im Jahr darauf die erste brandenburgisch-preußische Börsenordnung.

 

Mitten im Siebenjährigen Krieg (1761) wurde die Börse in die Laubengänge der Stechbahn an der Westseite des Schloßplatzes verlegt. 1776 wurden erstmals Makler vereidigt, 1785 erstmals Effekten ausgegeben. Letztere waren Aktien der Emdener Heringsfang-Kompagnie, die Friedrich II. im Jahre 1769 gegründet hatte, und der Königlichen Seehandlung, ebenfalls eine königliche Gründung, und Pfandbriefe der preußischen Landschaften. 1805 zog die Berliner Börse erneut in den Lustgarten, in ein eigenes Gebäude, das allerdings 1838 aus Raummangel erweitert werden mußte.

Die wirtschaftliche Krise während des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) bewog den König, am 20. Juli 1765 die staatliche Giro- und Lehnbank zu gründen. Friedrich II. wies seinem Unternehmen das 1690 errichtete Haus des königlichen Hofjägers auf dem Friedrichswerder an, das zwischenzeitlich als königliche Hausvogtei genutzt worden war. Reste des Gebäudekomplexes sind in der Niederwallstraße noch vorhanden.

 

Aufgrund der starken Vorbehalte gegen die bis dahin unbekannte Institution Bank verfügte Friedrich II. daß die Gerichte Mündelgelder und Deposita zinsbar bei der Bank anzulegen hatten. Ebenso mußten wohltätige Stiftungen und öffentliche Anstalten verfahren. Nur durch diese königlichen Eingriffe konnte die Giro- und Lehnbank erfolgreich arbeiten. Noch im Gründungsjahr ließ der König den Bancotaler prägen, ein Jahr später die ersten Banknoten drucken.

Reichsbank Hitzig 300Nach dem Berliner Vorbild etablierten sich in weiteren brandenburgisch-preußischen Städten Bankniederlassungen, zuerst im gerade eroberten niederschlesischen Breslau. Seit 1846 firmierte die Giro- und Lehnbank unter der Bezeichnung Preußische Bank, seit 1873 als Reichsbank. So war der kurfürstliche Jägerhof zur Keimzelle der Reichsbank geworden. Durch Um- und Neubauten erweiterte diese ihr Areal auf dem Friedrichswerder bis 1903 auf den gesamten Baublock zwischen Jäger-, Oberwall-, Niederwall-, Kurstraße und Kleiner Jägerstraße. Der gesamte Komplex wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und zerstört, die Ruinen wurden nach Kriegsende beseitigt.

 

1772 gründete Friedrich II. die Königliche (Preußische) Seehandlung als Aktiengesellschaft, die 1777 das königliche Domestikenhaus in der Jägerstraße 21 Ecke Markgrafenstraße bezog. Fast neunzig Prozent der Aktien hielt der König. Die Seehandlung sollte den preußischen Überseehandel befördern und ihn von ausländischen Unternehmen unabhängig machen. 1785 war sie an der erstmaligen Ausgabe von Effekten der Berliner Börse beteiligt. 1904 erhielt sie den Namen Preußische Staatsbank. Den Namen führt seit 1983 die Stiftung Preußische Seehandlung, die andere Zwecke verfolgt und ihren Sitz am Spandauer Damm in Charlottenburg hat.

Ebenso bedeutsam wie die unmittelbare wirtschaftliche Wirkung der Bankgründungen Friedrichs II. war die gesellschaftspolitische. Männer aus dem Bürgerstand traten in königliche Dienste, weil ihre kaufmännischen Fähigkeiten gefragt und notwendig waren. In unmittelbarer Nähe von Giro- und Lehnbank und Seehandlung hatte seit 1706 die Königliche Münze ihren Sitz an der Unterwasserstraße. Im Jahre 1800 zog sie in ein neues Gebäude am Werderschen Markt, das 1866 abgerissen wurde. Der nachfolgende Standort lag dann wieder in Alt-Berlin: am Mühlendamm. Dort befand sich die staatliche Münze bis zum Jahr 2006.

 

Gerhild H. M. Komander

Der Text erschien zuerst im "Berliner Lindenblatt", 2007.

 

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