NettelbeckDer Wedding in ur- und frühgeschichtlicher Zeit

Urmärker, Semnonen und Heveller

 

 

schiffahrtskanal2Keimzellen der Besiedlung des heutigen Wedding lagen an der Panke, deren Quellen auf dem "Roten Feld" am Krähenberg bei Bernau entspringen. Schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit war es ihr Flusslauf, der den Menschen einen günstigen Lebensraum bot.

Archäologische Funde, die Auskunft geben können über die Besiedlung des Wedding in "vorbrandenburgischer" Zeit, sind rar. Zufallsfunde bei Bauarbeiten belegen, dass seit der jüngeren Steinzeit kontinuierlich Menschen im Gebiet des Wedding lebten. Diese "Urmärker" sind den Bandkeramikern zuzurechnen, mit deren Kultur sich der Ackerbau in der Jungsteinzeit in Mitteleuropa etablierte.

 

Die bislang ältesten archäologischen Funde im Wedding stammen allerdings nicht von den Ufern der Panke, sondern vom Humboldthain, wo man eine Felssteinaxt entdeckte, und von den Rehbergen, wo Flintsteinsplitter geborgen wurden. Tierknochen, die als Nahrungsreste gedeutet werden, und andere Hinterlassenschaften menschlichen Lebens belegen steinzeitliche menschliche Aufenthalte in Richtung des Spandauer Schifffahrtskanals.

 

Urnen aus Bronze am Leopoldplatz

In der Bronzezeit siedelten Menschen an den Ufern der Panke, wie aus den Funden der einzigen umfassenden Grabung 1972/73 an der Pankstraße geschlossen werden kann. Urnen aus Bronze und Ton, Messer, Nägel und Beile aus Bronze fanden sich um den Leopoldplatz, im Humboldthain und in den Rehbergen. An der Gotenburger Straße wurden die Überreste eines Friedhofs entdeckt.

1880 stellte Ernst Friedel eine Liste der archäologischen Funde aus dem Wedding zusammen. 1974 erfasste Günter Wettstädt die Grabungsergebnisse an der Pankstraße. Dennoch entsteht kein geschlossenes Bild der Weddinger Siedlungsgeschichte. Sie ist nur im Rahmen der Ur- und Frühgeschichte des gesamten Berliner und Brandenburger Raumes zu erschließen.

So ist für die Jahrhunderte um die Zeitenwende eine Besiedlung durch die indoeuropäischen Illyrer und die ihnen folgenden Semnonen, ein elbgermanischer Stamm, anzunehmen. Mit dem 7. Jahrhundert v. Chr. setzte eine Klimaveränderung ein, es wurde kälter und feuchter in Mitteleuropa. In dem Gebiet zwischen Barnim und Teltow breitete sich Mischwald aus, die Siedler zogen drohender Überschwemmungen wegen auf die wenigen Anhöhen, die Talsandkuppen. Im Gebiet des Wedding bedeutete das: Sie verließen das Pankeufer und richteten sich auf dem heutigen Humboldthain und in den Rehbergen ein.

 

Semnonen und Slawen "auf dem Wedding"

Am Gesundbrunnen fand man eine schwarz gefärbte Vase, die dem Stil nach der früheisenzeitlichen Kultur der Billendorfer angehört. Die geringen archäologischen Spuren dieser Zeit verweisen auf die Auflösung der in Mitteleuropa und damit auch im Berliner Raum beheimateten Lausitzer Kultur, zu der auch die Billendorfer Kultur gehört. Die elbgermanischen Semnonen hinterließen auf den Hochflächen von Barnim und Teltow eine große Zahl von Urnenfriedhöfen. Sie lebten in geräumigen Holzhäusern mit separaten Ställen und Speichern, die wie die Werkzeugfunde eine hoch entwickelte Landwirtschaft, Schmiede-, Web- und Töpfereikunst bezeugen. Häuser dieser Art stehen im Garten des Heimatmuseums Reinickendorf.

 

Den in der Völkerwanderungszeit nach Südwesten abziehenden Semnonen folgten slawische Stämme, die sich vor allem vom Fischfang ernährten und deshalb an Seen und Flüssen siedelten. Ob sie den Einbaum erbauten, der im Plötzensee geborgen werden konnte, ist unbestimmt. Die geschätzte Datierung des Fundes lautet "um 650".
Diesem ungesicherten Datum in der Geschichte des Weddinger Raumes folgt 600 Jahre später die schriftliche Erwähnung des Dorfes, "das Weddinge hieß".

 

Gerhild H. M: Komander 2001/2014

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