Frauen am brandenburgischen Hof
Eine unendliche Geschichte ...
Was den einen als unendliche Geschichte erscheint, ist den anderen ein weitgehend unbekanntes Thema.
Wissen Sie wie viele Königinnen Preußen hatte? Elf. Daß es drei Deutsche Kaiserinnen gab (die zugleich Königinnen waren)?
Und wie viele Kurfürstinnen und Markgräfinnen?
Ich habe sie gezählt.
Frauenreich Brandenburg-Preußen
In askanischer Zeit lebten zwanzig Frauen als Gemahlinnen und Markgräfinnen der Landesherren. Es waren sieben Kurfürstinnen in der Zeit, als Wittelsbacher und Luxemburger die Mark regierten. Sie stammten aus dem polnischen und ungarischen Königshaus, aus Slowenien, Pommern, Mecklenburg und Bayern.
Seit Antritt der Hohenzollern als Landesherren der Mark Brandenburg gab es 17 Kurfürstinnen. Hier führten die ehelichen Verbindungen nach Anhalt, Ansbach, Baden, Bayern, Dänemark, Liegnitz, Nassau-Oranien, zur Pfalz, nach Polen, Preußen (Herzogtum) und Schleswig-Holstein.
55 Frauen traten im Verlauf der achteinhalb Jahrhunderte währenden Geschichte der Mark Brandenburg (seit 1157) an der Seite der Landesherren auf. Das im Jahr 2002 veröffentlichte Werk Brandenburgisches Biographisches Lexikon zählt vier davon auf: die Kurfürstinnen Elisabeth von Dänemark, Louise Henriette von Nassau-Oranien, Dorothea von Schleswig-Holstein-Glücksburg und Königin Sophie Charlotte. Königin Luise erscheint unter Friedrich Wilhelm III.
Erfahren Sie hier mehr über den weißen Fleck in der brandenburgischen Geschichte.
Louise Henriette von Nassau-Oranien Kurfürstin von Brandenburg
Die junge Niederländerin, die dem armen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg 1646 im Oude Hof im Haag das Ja-Wort gab und ihm in das vom Krieg verwüstete Land jenseits der Elbe folgte, stammte aus einer der reichsten und angesehensten Familien Europas.
Mit voller Kraft und ihrem Vermögen setzte sie sich für den Wiederaufbau des Landes ein. Ein eindruckvolles Zeugnis ihres Wirkens hat sich in Schloß und Stadt Oranienburg erhalten.
Als strenggläubige Calvinistin war Louise Henriette der festen Überzeugung, daß ihr soziales und politisches Wirken Ausdruck ihrer persönlichen Bestimmung sei. Ihrer Diplomatie verdankte Brandenburg die erneute Annäherung an Polen, ihren wirtschaftlichen Kenntnissen die Einführung moderner landwirtschaftlicher Methoden. Dafür zog sie zahlreiche Bauern und hochspezialisierte Handwerker ins Land.
Kurfürstin Dorothea, die Begründerin der Dorotheenstadt
Dorothea, die zweite Frau des Großen Kurfürsten, war ebenso lange mit dem Kurfürsten verheiratet wie die erste, Louise Henriette, gebar dem Gemahl gar mehr Kinder, begleitete ihn auf allen seinen Feldzügen, gründete eine Stadt, siedelte Flüchtlinge an, stiftete Kirchen, ein Predigerwitwenhaus, baute Schlösser und pflegte ihren Mann, als er müde und krank die letzten Lebensjahre verbrachte.
Es nützte ihr alles nichts: Sie bleibt vielen, die nicht genug von ihr wissen, die böse Stiefmutter und die Kurfürstin, die nur an ihre Hausmacht, nicht aber an den Staat dachte.
Die Dorotheenstraße in Berlins Mitte trägt wieder den Namen der Kurfürstin und bezeichnet zugleich das Zentrum der einstigen Dorotheenstadt, die zwischen Spreebogen, Friedrichstraße, Unter den Linden und Brandenburger Tor entstand.
Sophie Charlotte die erste Königin in Preußen
Die einzige Tochter des Kurfürsten Ernst August von Hannover und seiner Gemahlin Sophie von der Pfalz heiratete 1684 mit 16 Jahren den Kurprinzen Friedrich von Brandenburg-Preußen. Vier Jahre später wurde Sophie Charlotte Kurfürstin, 1701 wurde sie in Königsberg zur ersten Königin in Preußen gekrönt.
Als erste Königin in Preußen gestaltete sie auf unvergleichliche Weise das geistige und künstlerische Leben in ihrer Residenz Lietzenburg und versuchte Einfluß auf die Innen- und Außenpolitik des Landes zu nehmen.
Ihr früher Tod 1705 in Hannover vergrößerte ihren Ruf als philosophierende und musizierende Königin. Die Heimführung des Leichnams deutete ihr Gemahl König Friedrich I. als Manifestation der preußischen Krone. Das Dorf Lützow erhielt ihr zu Ehren die Stadtrechte und ihren Namen: Charlottenburg.
Ein Asyl für die Künste – Sophie Dorothea und das Schloß Monbijou
Man kennt sie vor allem als Königsmutter, als Mutter des berühmten Friedrich II. Sophie Dorothea, Prinzessin aus dem Hause Hannover, betrieb energisch ihre eigenen Pläne zur Verheiratung der ältesten Kinder, mit schwerwiegenden Konsequenzen für beide.
Mit dem Ausbau des ehemals Wartenbergschen Lustschlößchens am Ufer der Spree sicherte sie so manchen Künstler das Auskommen, da der König, Friedrich Wilhelm I. - besser bekannt als der Soldatenkönig -, die bildenden Künste nicht eben schätzte.
Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth
Eine schwierige Gestalt war sie, die Lieblingsschwester des großen Königs. Selten gab es eine derartig intensive emotionale und geistige Verwandtschaft unter Königskindern. Ihr Leben lang wünschte sich Wilhelmine fort aus Bayreuth an die Seite des Bruders nach Potsdam.
Als Kompensation dieses unerfüllten Wunsches ist ihre vielseitige künstlerische Tätigkeit am Bayreuther Hof, der Ausbau der empfindsamen Schlösser und Gärten zu werten, als Konkurrenz teilweise auch, die sie dem Bruder gegenüber empfand.
Wilhelmine schuf ein Garten- und Schlösserrreich im Übergang vom Rokoko zur Empfindsamkeit, das ganz und gar von ihrem persönlichen Empfinden als aus der Heimat verbannter Tochter entsprang.
Elisabeth Christine, eine Königin in Preußen
Es war eine der gewöhnlichen verabredeten politischen Heiraten und doch eine der besonders seltsamen Ehen, die Kronprinz Friedrich und Elisabeth von Braunschweig-Bevern schlossen. Den unbeschwerten Tagen in Rheinsberg folgte in Berlin schnell die Ernüchterung. Friedrich der Große verwies seine Frau nach Schönhausen und zog nach Sanssouci.
In ihrem Schloß widmete sich Elisabeth Christine der Wohlfahrtspflege und der Übersetzung christlicher Schriften aus dem Französischen, verfaßte eigene Werke.
Die weitreichenden diplomatischen Dienste, die sie ihm erwies, und die doch königlichen Pflichten, die er ihr auferlegte, bleiben ebenso wie ihr umfangreiches schriftstellerisches Werk bis heute weitgehend unbeachtet.
Luise, Porträts (!) einer Königin
Es ist wichtig, sich an das Leben und Wirken Luises zu erinnern, weil sie Zeugin eines der wichtigsten Kapitel Berliner, brandenburgischer und deutscher Geschichte wurde und den weiblichen Anteil an der Geschichte wesentlich bereichert.
Luise, die Königin, wurde zum einzigen weiblichen Helden, den die brandenburgisch-preußische Geschichte kennt. Ihr Mut und ihr Einsatz in den Napoleonischen Kriegen brachten ihr die größte Bewunderung der Bevölkerung ein.
In diesem Vortrag steht ihr Bildnis im Vordergrund - im doppelten Sinne:
Die wesentlichen Aspekte dieser Persönlichkeit der brandenburgisch-preußischen Geschichte, die noch heute aktuelle Fragen aufwerfen, sind die der historischen Urteile über die Königin und die ihrer bildlichen Darstellung.
Charlotte Prinzessin von Preußen – Zarin aller Reußen
Der Weg zum Zarenthron war ihr nicht vorgezeichnet, doch abwegig war er nicht. Seit dem Widerstand gegen die napoleonische Besetzung Europas gab es enge Kontakte zwischen den Herrscherfamilien in St. Petersburg und Berlin. Charlotte, die älteste Tochter der Königin Luise, heiratete den jüngeren Bruder des hoch verehrten Zaren Alexander I. und folgte ihm achtzehnjährig nach Rußland.
Elisabeth von Bayern - eine bayerische Prinzessin auf dem preußischen Thron
1823 heiratete die katholische Prinzessin den ältesten Sohn der wohl populärsten Königin und Mutter in der Geschichte des 19. Jahrhunderts, den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, Sohn der Königin Luise, der 1840 als Friedrich Wilhelm IV. den Thron bestieg.
Aufgewachsen in einer Atmosphäre religiöser Toleranz rang Elisabeth viele Jahre schwer mit ihrem Gewissen, um das vom preußischen Scvhwiegervater erzwungene Eheversprechen einzulösen, den Übertritt zum evangelischen Glauben.
Augusta, Deutsche Kaiserin
Als Augusta am 30. September 2011 im Schloß zu Weimar zur Welt kam, ahnte niemand, daß sie preußische Königin werden würde. Ihre Eltern waren Herzog Karl Friedrich von Sachsen-Weimar, Enkel der Herzogin Anna Amalie, und Herzogin Maria Pawlowna, geborene Großfürstin von Rußland, Enkelin Katharinas der Großen. 1829 heiratete sie den preußischen Kronprinzen Wilhelm (I.).
Die umfassende humanistische Bildung Augustas stieß auf bei ihrem Ehemann auf Skepsis. Als sie ihn drängte, den königlichen Bruder Friedrich Wilhelm IV. (ab 1840) an sein Verfassungsversprechen zu erinnern, lehnte er brüsk ab. Nach der Revolution 1848 zog sich Augusta aus der politischen Agitation zurück.
Anders als ihre zweite Nachfolgerin Auguste Viktoria war Augusta nicht dauerhaft populär. Doch profitiert die Welt bis heute von ihrem sozialpoloitischen Engagement. Kaiserin Augusta unterstützte Henry Dunant erfolgreich bei der Gründung des Internationalen Roten Kreuzes und dem Zustandekommen der Genfer Konvention.
Auguste Viktoria, eine Kaiserin in der „Sozialarbeit“
Die demütige, fast unterwürfige Gemahlin Wilhelms II., Auguste Victoria, ist von ihrer Person her als Politikerin schwer vorstellbar. Ohne politisch-historische Bildung und ohne eigentlich politische Ambitionen wirkte sie doch intensiv in die Gesellschaft des Kaiserreiches hinein, wenn auch ohne den erhofften dauerhaften Erfolg.
Auguste Victoria pflichtete dem Weltbild ihres Mannes uneingeschränkt bei und wurde doch Politikerin, nehmen wir unsere Auffassung von Politik zur Grundlage einer Bewertung ihrer Tätigkeit und betrachten den Aufgabenbereich einer Senatorin für Arbeit, Soziales und Frauen. Der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein und der Evangelische Kirchenbau-Verein sollten den christlich-sozialen Gedanken ausbreiten und Vorbild aller bestehenden kirchlich-karitativen Einrichtungen. In wenigen Jahren entstanden durch den persönlichen Einsatz der Kaiserin zahlreiche soziale Einrichtungen und fünfzig Kirchen in und um Berlin. Den Untergang der Monarchie konnte Auguste Viktoria nicht aufhalten.
Der politische Einfluß der preußischen Königinnen
Konnte eine preußische Königin politischen Einfluß ausüben? Von Sophie Charlotte, der ersten Königin bis hin zu Auguste Viktoria, die zugleich letzte Deutsche Kaiserin war, boten sich vielfältige Möglichkeiten, abhängig vom ehelichen Verhältnis und der Klugheit der Frauen.
Die grundsätzlichen Möglichkeiten politischer Einflußnahme der Königinnen in Preußen haben sich von der Zeit Sophie Charlottes bis in die Tage der Kaiserin Auguste Victoria nicht verändert. Vom Ende des 17. Jahrhunderts bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts blieb das Frauenbild in den Grundzügen das gleiche und - davon abhängig - der Spielraum der Königinnen, die Politik in Preußen mit zu gestalten.
Zeigten die Frauen politischen Ehrgeiz - ganz gleich in welchem Bereich - so waren sie völlig auf das Wohlwollen des Gatten und die Übereinstimmung der eigenen mit seinen Vorstellungen angewiesen.
Nur dort, wo ein schwacher oder ein geschwächter König und besondere außenpolitische Umstände zusammentrafen, konnte die Königin politischen Einfluß ausüben, im Bündnis mit der Bevölkerung sogar von enormer Tragweite und lang anhaltender Wirkung.
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